Nicht urteilen – auch und gerade in besonders schwierigen Zeiten

Ein Kurs in Wundern© lehrt, dass urteilen sozusagen einer Selbstkreuzigung gleich kommt. Warum ist das so und wie hilft uns diese Einsicht in Zeiten wie Corona? Lass dich von dieser Parabel inspirieren:

Die folgende Geschichte trug sich zur Zeit Laotses in China zu, und Laotse liebte sie sehr.

 

Ein alter Mann lebte in einem Dorf, sehr arm, aber selbst Könige waren neidisch auf ihn, denn er besaß ein wunderschönes, weißes Pferd. Könige boten phantastische Summen für das Pferd, aber der Mann sagte dann: „Dieses Pferd ist für mich kein Pferd, sondern ein Mensch. Und wie könnte man einen Menschen, einen Freund, verkaufen?“ Der Mann war arm, aber sein Pferd verkaufte er nie.

 

Eines Morgens fand er sein Pferd nicht im Stall. Das ganze Dorf versammelte sich, und die Leute sagten: „Du dummer alter Mann! Wir haben immer gewusst, dass das Pferd eines Tages gestohlen würde. Es wäre besser gewesen, es zu verkaufen. Welch ein Unglück!“ Der alte Mann sagte: „Geht nicht so weit, das zu sagen. Sagt einfach: „Das Pferd ist nicht im Stall. Soviel ist Tatsache, alles andere ist Urteil. Ob es ein Unglück ist oder ein Segen, weiß ich nicht, weil dies ja nur ein Bruchstück ist. Wer weiß, was darauf folgen wird?

 

Die Leute lachten den Alten aus. Sie hatten schon immer gewusst, dass er ein bisschen verrückt war. Aber nach fünfzehn Tagen kehrte eines Abends das Pferd plötzlich zurück. Es war nicht gestohlen worden, sondern in die Wildnis ausgebrochen. Und nicht nur das, es brachte auch noch ein Dutzend wilder Pferde mit sich. Wieder versammelten sich die Leute, und sie sagten: „Alter Mann, du hattest recht. Es war kein Unglück, es hat sich tatsächlich als ein Segen erwiesen.“ Der Alte entgegnete:“Wieder geht ihr zu weit. Sagt einfach: Das Pferd ist zurück. Wer weiß, ob das ein Segen ist oder nicht. Es ist nur ein Bruchstück. Ihr lest nur ein einziges Wort in einem Satz – wie könnt ihr das ganze Buch beurteilen?“

 

Dieses Mal wussten die Leute nicht viel einzuwenden, aber innerlich wussten sie, dass der Alte Unrecht hatte. Zwölf herrliche Pferde waren gekommen. Der alte Mann hatte einen einzigen Sohn, der begann, die Wildpferde zu trainieren. Schon eine Woche später fiel er vom Pferd und brach sich die Beine. Wieder versammelten sich die Leute, und wieder urteilten sie. Sie sagten: „Wieder hattest du recht! Es war ein Unglück. Dein einziger Sohn kann nun seine Beine nicht mehr gebrauchen, und er war die einzige Stütze deines Alters. Jetzt bist du ärmer als je zuvor.“ Der Alte antwortete: „Ihr seid besessen vom Urteilen. Geht nicht so weit. Sagt nur, dass mein Sohn sich die Beine gebrochen hat. Niemand weiß, ob dies ein Unglück oder ein Segen ist. Das Leben kommt in Fragmenten, und mehr bekommt ihr nie zu sehen.“

 

Es ergab sich, dass das Land nach ein paar Wochen einen Krieg begann. Alle jungen Männer des Ortes wurden zwangsweise zum Militär eingezogen. Nur der Sohn des alten Mannes blieb zurück, weil er verkrüppelt war. Der ganze Ort war von Klagen und Wehgeschrei erfüllt, weil dieser Krieg nicht zu gewinnen war, und man wusste, dass die meisten der jungen Männer nicht nach Hause zurückkehren würden. Sie kamen zu dem alten Mann und sagten: „Du hattest recht, alter Mann, es hat sich als Segen erwiesen. Dein Sohn ist zwar verkrüppelt, aber immerhin ist er noch bei dir. Unsere Söhne sind für immer fort.“ Der alte Mann antwortete wieder: „Ihr hört nicht auf zu urteilen. Niemand weiß! Sagt nur dies: dass man eure Söhne in die Armee eingezogen hat und dass mein Sohn nicht eingezogen wurde. Doch nur Gott, nur das Ganze weiß, ob dies ein Segen oder ein Unglück ist.“

 

Osho

Die Parabel ist hilfreich,
denn sie zeigt auf tiefgreifende Weise auf, dass wir nicht urteilen können, weil uns die Summe aller dafür nötigen Parameter fehlt. Wir kennen nicht den höheren Plan GOTTES. Nur WER den vollen Überblick über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hat, kann beurteilen, was diesem Plan dient und was nicht.

Nicht urteilen bedeutet jedoch auch,
nicht über andere Menschen zu urteilen, egal wer es ist und was er tut. Warum? Weil jeder ein Teil von mir ist und ich somit über mich selbst urteile. Gary Renard sagte mal: „Die Menschen urteilen ständig über einander und wundern sich, warum sie sich so abgeschlagen und müde fühlen.“ Jedes Urteil schwächt denjenigen, der urteilt. Jedes.

Die Alternative zum Urteil
ist die Bereitwilligkeit, in allen und in allem das Gute zu sehen. Zu vertrauen, dass letztlich alles dem höchsten Besten dient.

Bereitwilligkeit bedeutet:
Dir ist bewusst, dass du es jetzt nicht kannst, doch du willst es gerne können. Deine Bereitwilligkeit ist die Einladung, die GOTT oder dein SELBST von dir braucht, damit ER/ES dir helfen kann, denn ER/ES respektiert deinen freien Willen.

Nutze Corona als Chance
Gerade in schwierigen Zeiten ist die Motivation, aber auch die Kraft, für ein neues Lernen besonders stark. Probiere es einfach mal aus: Wie würdest du dich ohne Urteil fühlen? Wenn du einfach nur in einer liebevoll annehmenden Haltung wahrnehmend beobachtest und weiter nichts?

Wenn du dir eingestehst:
Ich weiß nicht, was irgend etwas, Corona eingeschlossen, bedeutet!

Vielleicht beginnst du dich etwas leichter und freier zu fühlen…vielleicht kehrt Hoffnung und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit ein in dein Herz….trotz oder mit Corona.

Lerne jetzt, deine Gedanken zu beherrschen, anstatt von ihnen beherrscht zu werden und deine Ängste an der Wurzel aufzulösen. Gerne helfe ich dir dabei

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*Ein Kurs in Wundern© Greuthof Verlag, Freiburg i.Br.

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